Neue Mentalität oder ehleriche Arbeit?


Nicht mal eine Woche hatte Heinz Ehlers mit den SCL Tigers gearbeitet und die Langnauer spielen viel strukturierter, cleverer und bereits erfolgreicher Eishockey. Wie ist dass in so kurzer Zeit möglich? Mit einer neuen, dänischen Winnermentalität oder ganz einfach mit ehrlicher und ehlericher Arbeit?

Die Installierung einer neuen Mentalität ist ein Märchen der Neuzeit!

Der Begriff Mental bezeichnet alle Phänomene, die mit dem Denk- und Verhaltensmuster einer Person verbunden sind.  Aus diesem Denken der Menschen entstehen Handlungen und Gewohnheiten, angeeignet über Jahre oder Jahrzehnte, dazu werden wir diesbezüglich schon in der Kindheit geprägt. Die Mentalität eines ganzen Unternehmens wie die SCL Tigers, hängt von inneren Einflussfaktoren (direkt Involvierte wie Spieler, Trainer, VR usw) und dem äusseren Umfeld (Fans, Region etc) ab. Der einzelne Fan hat sicher klar weniger Einfluss als zum Beispiel der Headcoach, dennoch kann nicht eine Person eine Mentalität einer Gruppe verändern, sondern es fängt bei jedem einzelnen Teil (Mensch) an. Mit den Jahren entwickeln sich Kulturstandards, die Menschen gewöhnen sich an das Verhalten und geben es an Generationen weiter: "Dass isch nid nume bi üs im Ämmitau eso".

Scott Beattie, wie auch vor Jahren andere Coaches wie z.B. John Fust, sprachen nach ihrer Ankunft in Langnau, sehr schnell von einer neuen Winnermentalität, welche sie in den Katakomben der Ilfishalle injiziert haben wollen. Offenbar glaubten viele Menschen im Umfeld, Unternehmen und wohl auch in der Mannschaft daran. Grundsätzlich ist diese positive denkende These natürlich nicht falsch, nur frage ich mich, ob dass jeweils schon reicht um die sportlichen Ziele zu erreichen? Wurden den Tigers mit gutklingenden, aber tendenziell eher haltlosen Theorien etwa Sand in die Augen gestreut?

Schon der Bouelehändler bei Gotthelf konnte sich so verkaufen, dass der Schein das eigene Sein kaschierte..

Der Befürworter dieser These wird nun sagen, bei John Fust hat das ja hervorragend funktioniert: Er führte Langnau ins grüne Eldorado, wobei man nicht vergessen sollte, dass mit dem Höhepunkt der Playoffqualifikation umgehend der Absturz Richtung NLB lanciert wurde: Kaum waren die Langauer grün im Teletxt gings es wieder bergab, somit war die neue Winnermentalität von Fust nach anfänglichem Schub, letztlich nur warme Luft.

Oder Scott Beattie führte Langnau nach einer Krise zum Ligaerhalt. Wobei Beattie, welchem eher wenig Kompetenz im Bereich Taktik nachgesagt wurde, vom System und den Automatismen seines Vorgängers Laporte profitiert hatte und so die verunsicherte Mannschaft zum Ligaerhalt kommunizieren konnte. Logisch waren da die Spieler begeistert und gaben Gas: Wenn eine angeschlagene Truppe sinnbildlich von einem rauhen Klima wie in Sibirien zu einer Wohlfühloase in der Karbik gehieft wird, lassen sich vermutlich die meisten Spieler begeistern. Der Start in die Meisterschaft ging dann ja bekanntlich sowas in die Hosen, dass sich auch diese neuinstallierte Winnermentalität im rekordverdächtigen Eiltempo in eine tiefe Depression verwandelte. Mit allem Respekt, aber so ohne Fundament haben all die Worte von neuer Mentalität eine Wirkung wie ein Märchen der Gebrüder Grimm.

Zu unserem Glück kam die sportliche Krise am Anfang der Saison, wäre sie im Dezember/ Januar gekommen, müssten wir von akkuter Abstiegsgefahr ausgehen. Es war wohl Bewahrung, dass ein Trainer wie Ehlers auf dem Markt war und ihn die SCL Tigers auch verpflichtet haben. Nach den fragwürdigen und eher eigenartigen Verpflichtungen der Coaches wie Laporte, Beattie und auch Schrepfer, ist für mich ein Trainer der Klasse Ehlers keine Selbstverständlichkeit mehr.....


Ist der Anfang des Turnarounds geschafft und kommen endlich konstant bessere Zeiten auf uns zu?
Kommt Ehlers unserer Mentalität näher als seine Vorgänger?

Je mehr die Frage mit JA beantwortet werden kann, umso grösser die Chancen auf Erfolg. Langnau braucht keine neue Mentalität, sondern soll zu seiner Identität stehen und die Stärken unserer bzw. der eigentlich vorhandenen Mentalität ausspielen. Und ich habe bisher den Eindruck, dass Heinz Ehlers der Headcoach sein könnte, welcher viel bewirken und auch verändern kann. Weil auch seine Tugenden auf der persönlichen Ebene passen zu uns. Kommt noch dazu, dass Ehlers über viel Hockeykompetenz und einen Leistungsausweis verfügt, natürliche Autorität ausstrahlt und ein hart arbeitender Macher ist. Aber, Ehlers allein wird es nicht richten können, er ist nur ein Bruchteil der Mentalität, kann aber als Headcoach und Chef als gutes Beispiel vorangehen. Es braucht vom Spieler zum Sportchef, von VR bis zum Büroangestellten, vom Spender bis zum Hauptsponsor, vom Sitzplatzfurzer bis zum Hardcore-Ultra usw. alle! Ich bin überzeugt, je selbstbewusster die SCL Tigers ihre Identität leben, umso mehr kommen die Stärken unserer Mentalität zum Vorschein.

Heinz Ehlers, der Leader hinter der Bande: Entwickelt er unter seiner Führung den Tiger wieder zu einem bissigen Raubtier?

In diesem Sinne erachte ich zwei Derbysiege gegen die verwöhnten, klar favorisierten Stadtbuben als nicht unmöglich. Deshalb gilt es auf dem Boden zu bleiben und nicht gleich durchzudrehen, wenn es so kommen sollte. Schliesslich wollen wir zu unseren Emmentaler Stärken wie z.B. Bodenständigkeit, ehrliche und harte Arbeit, Fleiss, Mut, Kampfbereitschaft auch im Hoch stehen und uns nicht nur sportlich,  sondern auch Mentalitätsmässig weiterentwickeln, oder?  

In diesem Sinne ein kräftiger Hopp Langnou!

Mänfu