Noch lange kein Grund zur Euphorie  


Wenn die ersten Hügel im Tal des Tigers sich mit Schnee verzieren, der eisige Wind den Kinder wieder um die Ohren pfeift und in den Beizen die Rehrücken langsam aber sicher gefressen sind, fängt die Saison in Langnau erst richtig an! Die SCL Tigers sind wieder erstarkt, geht es nach der Natipause im gleichen Stil weiter?


Mein Onkel hatte in den 80-er Jahren nach einem erneuten legendären Tiger-Fehlstart (das war schon damals ein Thema) mal gesagt, ich zitiere: „We si z Langnou hinger dr Mischt gfüehrt hei, de gwinne si de scho wieder!“ Wie wahr, wobei es diese Saison wohl primär am Trainerwechsel und nicht am Mist liegt.

Eine Chatzegrat-Bauernregel aus dem 71 Jährigen Jammertalkalender sagt:

Wir, ein Volk von Bauern, haben im Winter mehr Zeit um die Gegner zu verhauen. 
Ist der Mist geführt und das Vieh von den Alp zurückgenommen, 
müssen von unserem Tiger nun auch viele Siege kommen. 
Doch wehe wenn unsere Giele nicht genug gewinnen, 
dann wird der Playoutgeist den Tiger schon bald zum Stoglen bringen.   
  
Saisonstart zum vergessen: Die Tiger brauchen dringend regelmässig Punkte, wollen sie an den Playoff's dranbleiben.

Offenbar gehört es in der Vergangengeit öfter dazu, dass unsere Tiger den Start in die Meisterschaft vergeigen, sich dann steigern und am Schluss genau diese vergeigten Punkte dann eben fehlen. In diesem Jahr scheint es zum gefühlten 1946 mal wieder ähnliche Tendenzen zu geben. Immerhin, der diesjährige Trainerwechsel hat sich scheinbar sehr gelohnt, mit Ehlers haben wir endlich wieder ein Topmann an der Bande und keine M-Budget-Lösung mit 1 Jahresvertrag. Die Euphoristen (und davon gibt es in Langnau überdurchschnittlich viele), sprechen bereits wieder von Playoffs. Immerhin, unsere Tigers sind Dank des Königtransfers Heinz Ehlers wieder auf die richtige Spur gekommen, doch es steht noch sehr, sehr viel Arbeit und Veränderung bevor. Langnau ist noch meilenweit von einer Playoffmannschaft entfernt. Ich werfe diesbezüglich meine Eindrücke und einige Fragen in den Raum:

1. Die Mannschaft scheint physisch und konditionell nicht wirklich auf der Höhe zu sein? Dies fällt mir schon seit Beginn der Meisterschaft auf und liest man die Interviews von Ehlers zwischen den Zeilen, fehlt der Beweis, dass dieser Eindruck falsch ist. Wie war der Sommer in Langnau und reicht das wirklich für eine eher lange Saison?

2. Die Mannschaft besteht aus max. 2.5 Linien, welche über das Potential verfügen, ernsthaft um die Playoffs mitzuspielen. Die Qualität ist eher bescheiden und der Schritt nach vorne im Vergleich zu letzter Saison sehe ich diesbezüglich nicht. Klar, Ehlers holt mit System, Disziplin und Kampf mehr heraus, doch ein ernsthafter Playoff-Anwärter sind die SCL Tigers deswegen noch lange nicht. Überdenkt die sportliche Führung für die Zukunft die eigene Transferpolitik?

3. Das Budget für die erste Mannschaft ist das Kleinste der Liga. Biel hat zum Beispiel rund 2 Mio! mehr für die Mannschaft zur Verfügung. Die Frage ist, wo unsere Tigers künftig investieren wollen: Primär in das wichtigste Zugpferd Sport oder eher in das Mittel zum Zweck namens Eisfeldprojekt?

Der Schritt nach vorne wurde bereits lanciert


Ob bewusst oder unbewusst lassen wir mal im Raum stehen. Fakt ist, mit der Verpflichtung des teureren und qualitativ höher dotierten Trainers Ehlers, steht die SCL Tigers AG vor einem entscheidenden Schritt: Mit dieser Verpflichtung wurde die Türe für eine sportlich bessere Zukunft geöffnet, mit entsprechenden Konsequenzen. Dem Vernehmen nach ist Heinz Ehlers ein sehr kompetenter Trainer, welcher fachkundig, entschlossen und unpolitisch arbeitet, dabei die Mannschaft und das ganze Unternehmen ziemlich herausfordert. "Hagu Heinz" ist sehr ehrlich und gnadenlos direkt, aber dabei fair. Er wird vermutlich früher oder später noch einigen sanften und verdientesten Tigerseelen ans Bein pinkeln. Doch um auch sportlich zu einem regelmässigen Playoff-Anwärter zu werden, braucht es diesen Schritt Richtung Professionalisierung und knallharte Ehrlichkeit mit sich selber. Wollen sich unsere Tigers langfristig in der NLA festbeissen, wird es künftig mehr Qualität in der Mannschaft, Vorbereitung, Transfers, Young Tigers usw. brauchen. Mit der Konsequenz, dass auch mehr Mittel in die Mannschaft und den Nachwuchs investiert werden müssen.

Heinz Ehlers ist eine Klasse höher, zieht seine Mannschaft und der Bereich Sport auch nach? 


Es gibt auch einige Beispiele bzw. Vorbilder für den Bereich Sport, von anderen Bereichen im Unternehmen SCL Tigers. So durfte ich am letzten Match als Gast auf der Jakobtribüne (dem Gastgeber an dieser Stelle nochmals ein grosses Dankeschön) Erfahrungen sammeln. Als Mann vom Volk und Holzbank-Sitzplatzfurzer keine Selbstverständlichkeit, trotzdem sei flankierend erwähnt, dass ich ebenfalls in Bern (YB und SCB) und Biel hinten Erfahrungen bei den Cervelat-Prominenten sammeln durft, auf Neudeutsch im sogenannten VIP-Bereich. Ohne eine gelbrote Brille aufzusetzen, aber in diesen Sphären ist Langnau klar die Nr. 1 im Kanton. Dies wurde auch von meinen geladenen Mitexperten/innen (alles eingefleischte und neutrale SCL Fans ;-) bestätigt: Spitzenklasse, äusserst sympathisch, sehr feines Essen und hervorragendes Ambiente. Somit haben die Teppichetäscheler der SCL Tigers AG mit der Jakob-Galerie ein gutes Beispiel für ihren Bereich Sport, nämlich wohin eine Entwicklung mit Investitionen in Qualität führen kann: In die obere Hälfte der NLA!

Zuversicht ist angebracht, Freude sowiso

Auf jeden Fall dürfen wir in die kommenden Wochen mit Spannung die Spiele unserer Tigers reinziehen, die sind weiterhin wegweisend. Mit dem nötigen Glück sind auch grosse Siege möglich und wer weiss schon, wie lange der dänische Lauf weitergeht und welche Tore sich dabei doch noch öffnen werden? 



In diesem Sinne: Hopp Langnou!

Mänfu