Die Saison der grossen Herausforderungen




EisStark heisst die neue Dachmarke der SCL Tigers, der Begriff soll ab der neuen Saison das Leitbild und die Spielphilosophie unserer Tiger verkörpern. In der Medienmitteilung zum Saisonstart wird EisStark gar als „neue Identität für die SCL Tigers“  angepriesen. Womit die Verantwortlichen eine mutige Vision von sich geben, welche Erwartungen schürt und bis zu ihrer Festigung  mit sehr grosse Herausforderungen konfrontiert wird.  Nach den klaren Worten werden die Tigers nun an ihren Taten auf und neben dem Eis gemessen.


Soviel ist klar, die SCL Tigers starten erneut als klarer Aussenseiter in die neue Saison. Eine Rolle welche uns passt im Emmental, denn durch leidenschaftliche Kampfkraft, geschlossenem Teamgeist, überdurchschnittlichem Biss und dem unerschütterlichen Glauben an die eigenen Stärken, kann das Wunder Playoff durchaus zur Realität werden. Dennoch, die Langnauer Hockeykultur steht vor einer wegweisenden Saison mit vielen grossen Herausforderungen:

Sportliche Herausforderung Playoffs

Die Entwicklung unter dem ehemaligen Sportchef Jörg Reber ging stetig bergauf. Nach seiner Amtseinsetzung folgte gleich der Aufstieg, danach hat sich Langnau in drei National League Spielzeiten, in der  vergangenen Saison auf Rang 9 hochgearbeitet. Das sind die Fakten von Jöre Reber, welcher durch seine teilweise non konformen Entscheidungen, viel Kritik einstecken musste. Er wird trotzdem als einer der erfolgreichsten Sportchefs der SCL Tigers in die Geschichte eingehen und diese Tatsache gilt es absolut zu würdigen. Durch die eher überraschend frühzeitige Vertragsverlängerung mit dem talentierten und umworbenen Ivars Punnenovs, hat Reber den SCL Tigers zusätzlich ein sehr wertvolles Abschiedsgeschenk beschert.  

Auf den neuen Sportchef Marco Bayer kommen bereits zum Start zwei sehr grossen Herausforderungen zu:  Er wird zum einen an sofort mit dem erfolgreichen Vorgänger Reber verglichen, und zum anderen ist mit Platz 9 von letzter Saison die Messlatte bereits sehr hoch. Diese Platzierung ist absolut keine Selbstverständlichkeit, doch nach der von Marco Bayer kommunizierten Zielsetzung -nämlich der sportlichen Verbesserungen durch harte Arbeit- sind die Playoffs nun der nächste, logische Fortschritt. Ein Unterfangen, welche auch dieses Jahr für mich eine Riesenüberraschung, aber für die Entwicklung des Unternehmens SCL Tigers sehr wichtig wäre. Dies obwohl die Tigers punkto Talent und Qualität im Kader in dieser Liga kaum über Platz 10 hinauskommen. Dazu ziert das Budget unseres Club als Erste die Tabelle, nämlich dann, wenn wir sie umdrehen bzw. verkehrt betrachten.

Herausfordernde Tendenz im NL Spitzeneishockey

Die unternehmerische Entwicklung und Geldmaschine im Eishockey der National League schreitet rasend voran. Clubs wie der SCB, Zug, Lugano, ZSC aber auch Davos, Biel, Fribourg und Lausanne entwickeln sich sehr schnell und sind am wachsen. Ob nun mit unternehmerischen Leistungen oder durch Mäzen lassen wir mal im Raum stehen, weil es für Langnau keine Rolle spielt. Es scheint so, dass die Schere der wirtschaftliche Kraft zu den kleinen Clubs wie Ambri, Langnau oder Rapperswill immer mehr aufgeht.

Über die Gründe wird man sich in der Führungsetage schon mehrmals unterhalten haben. Dennoch wäre es sicher interessant, mal zu betrachten, wieso sich zum Beispiel der Kantonsrivale Biel so viel schneller entwickelt, als die SCL Tigers? Langnau hat den höheren Zuschauerschnitt aufzuweisen und hat ein solid saniertes Stadion. Ist der Unterschied zu Biel nur auf auf die Problematik der wirtschaftlichen Kraft der Region zu interpretieren? Beide Clubs gehören zur Kultur der jeweiligen Region und die Seeländer sind auch nicht gerade als die wirtschaftlichen Hotshots der Schweiz bekannt. Wohin der Weg der SCL Tigers diesbezüglich künftig in mittel-langfristiger Zukunft führen wird, bleibt offen.

Das Trainingscenter und seine herausfordernde Zukunft

Will Langnau sportlich längerfristig in der NL überleben, braucht es mindestens zwei Eckpfeiler: Mehr Budget für die erste Mannschaft und selber ausgebildete, potentielle NL-Spieler. Mit mehr Trainingsmöglichkeiten in Form eines zweiten Eisfeldes, will Langnau beim Eckpfeiler Nachwuchs künftig Abhilfe verschaffen. Genug und ganzjährige Trainingsmöglichkeiten auf Eis sind im professionellen Eishockey ein Muss, darum braucht es dringend mehr Eis im Emmental. Nun steht ein hochmodernes Trainingscenter für 18 Millionen in den Startlöcher, noch fehlt die Finanzierung (bisher 6-7 Mio) und die Beschaffung der Mittel wird vermutlich bereits zu einer grossen Herausforderung.  

Ein möglicher Zielkonflikt der zwei oben erwähnten Eckpfeiler steht bei einer so grossen Investition dennoch im Raum: Wie viel behindern die künftigen Betriebskosten von ca. CHF 400‘000 die Investitionen in die erste Mannschaft und welche Folgen hat das Projekt für das Sponsoring der SCL Tigers? Zusätzlich sind die Umstände in Langnau verzwickt, denn mehr Einnahmen und Attraktivität sind auch nur dann möglich, wenn der sportliche Erfolg da ist. Doch um diesen zu bewerkstelligen, braucht es auch auf Grund der wirtschaftlichen Tendenz (steigendes Lohnniveau) in der Liga, künftig immer mehr Budget für die erste Mannschaft. Womit sich wiederum die unternehmerische Frage stellt, wie viel bzw. ab wann das zweite Eisfeld realistisch für die SCL Tigers auch zu einem beachtlichen, monetären Gewinn wird? Und nebenbei sei auch erwähnt, dass die ganze Organisation der SCL Young Tigers mit dem neuen Trainingscenter vermutlich auch nicht günstiger wird. 

Herausforderung Saisonprognose 

Der krassen Aussenseiter-Rolle zum Trotz: Wenn nicht jetzt Playoffs, wann dann? So brutal es tönen mag, die Zeit ist gekommen mal in diese Playoff zu rocken! Die SCL Tigers starten bereits in die vierte Saison seit dem Aufstieg und der Bonus des Aufsteigers ist vorbei. Um nicht wieder den Stallgeruch der ewigen Playouter zu bekommen, ist die Zeit für den grossen Schritt nun da: Die EisStarken Tigers, wie sie neuerdings genannt werden, müssen nun an Attraktivität gewinnen, weil nur sportlicher Erfolg schafft mehr Potential für Wachstum. Das Publikum in Langnau ist zum Glück treu und geduldig, dass werden die SCL Tigers einmal mehr brauchen, denn es kommt in den nächsten Monaten ein sportlicher und unternehmerischer Eistanz auf die Tigers zu! Natürlich wage ich die rotgelbe Prognose nach 50 Runden:

1. Möffen aus Bern
2. Zug
3. Lugano
4. ZSC
5. Davos
6. Forellenwerfer aus Biel
7. Lausanne
8. Tigers :-) 
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9. Ambri
10.Gottéron
11.Genf
12.Lakers

Zugegeben, für diese Mission brauchen die SCL Tigers in der Tat starkes Eis und dicke Felle. Wir hoffen alle, dass sich die harte Arbeit und das Herzblut der Verantwortlichen positiv auswirken wird und der sportliche Erfolg im Emmental in Form von Playoffs Einzug hält.  

Ich wünsche den SCL Tigers auf allen Ebenen eine erfolgreiche Saison!

Mänfu